Gesellschaftspolitisches Forum
Aktualität der Wirtschaftsdemokratie
Seit Jahrzehnten sind wir mit einem großen gesellschaftlichen Paradoxon konfrontiert: In
Deutschland wird seit gut zwanzig Jahren auf neoliberale Weise reformiert: die Kapitalinvestitionen wurden gefördert, die Unternehmenssteuern gesenkt, die Reallöhne blieben über weite Strecken hinter der Produktivität zurück. Der Wohlfahrtstaat wurde reformiert, es wurde dereguliert und privatisiert. Ohne nachhaltigen Erfolg. Die wirtschaftliche Lage wurde
immer kritischer. Daß die neoliberale Bewegung dennoch die Herr- schaft über das Denken erreicht und behalten hat, ist eine strategische Meisterleistung. Wie kommt das? Es sei noch nicht genug reformiert
worden, sagen die Verfechter der seit Jahren tonangebenden Rich- tung. Deutschland sei erstarrt und verkurstet, es gäbe ein hartnäckiges Strukturproblem, kein Konjunkturproblem.
Kritiker dieser Politik machen umgekehrt die politisch gewollte Zerstör-
ung des Regulationssystems der kapitalistischen Ökonomie für die negative Entwicklung verantwortlich. Die wichtigsten Konsequenzen dieser Entfesselung des Kapitalismus sind die relative Verselbständi-
gung der Finanzmärkte, die Verschiebung der Machtbalance zwischen Lohnarbeit und Kapital in den Unternehmen und der Gesellschaft, eine wachsende Zerstörung der Lohnarbeitsgesellschaft sowie die Rückkehr
von Massenarbeitslosigkeit und heftigen Finanzkrisen. Durch diese Ent- wicklung werden zwei Fragen in das Zentrum der politischen Debatte gerückt: Wie konnte es zu dieser folgenreichen Veränderung der
Machtverhältnisse zwischen Lohnarbeit und Kapital kommen und mit welcher wirtschaftspolitischen Reformkonzeption kann einer umfassender Politikwechsel angestrebt und durchgesetzt werden?
10.30 Mitbestimmung – ein historischer Irrtum? Joachim Beerhorst (IG Metall Frankfurt) und Martin Diekmann (ver.di Berlin) Pause
12.30 Marktsteuerung und moderne Arbeitspolitik – Subjekte und Akteure Klaus Dörre (Universität Jena) und Julia Müller (WASG) Pause
14.30 Wirtschaftsdemokratie als gesamtgesellschaftliche Konzeption Heinz J. Bontrup (Universität Bochum)
und Joachim Bischoff (Redaktion Sozialismus Hamburg) Pause
16.30 Vom Mindestlohn zur Wirtschaftsdemokratie Jutta Blankau (IG Metall Bezirksleiterin Küste – angefragt) und Harald Werner (Linkspartei.PDS)
Gemeinsam veranstaltet von Redaktion SOZIALISMUS, Rosa-Luxemburg-Bildungswerk Hamburg, Rosa Luxemburg Stiftung und WISSENTransfer
Samstag| 2.9.2006 | 10:30 - 18:00 Uhr
Hamburg-Haus Eimsbüttel Dormannsweg 12 | Kleiner Saal
|